EIN ENORMER KULTURSCHATZ, DER IM KELLER SCHLUMMERT

Zwei Lateinkurse des Mariengymnasiums Warendorf erkunden das Kreisarchiv Warendorf

Von Gerold Paul

Was gibt es im Kreisarchiv Warendorf anzusehen? Zwei Lateinkurse des Mariengymnasiums Warendorf sollten diese Frage beantworten können, nachdem sie die Einrichtung am vorletzten Tag vor den Ferien besucht haben. Ihr Interesse richtete sich vor allem auf den Bestand, der in lateinischer Sprache verfasst ist. Sie fanden ein Schreiben Papsts Clemens XII., aber auch Abiturklausuren aus dem Jahr 1867.

Anschaulich wurde bereits nach einem kurzen Rundgang an den Regalen entlang, wie viel Aufwand es kostet, die Vielzahl an Urkunden, Akten, Fotos, Karten und dergleichen mehr zusammenzuführen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

2000 laufende Meter Unterlagen

„Das Kreisarchiv, das zugleich Gemeindearchiv fast aller Kommunen ist, umfasst mehr als 2000 laufende Meter Unterlagen, die auf Dauer, das heißt ewig, bewahrt werden. Dafür brauchen wir nicht nur viel Platz, sondern ein geeignetes Raumklima, spezielle Software und nicht zuletzt Fachpersonal“, so Dr. Knut Langewand, Leiter des Kreisarchivs.

Der Archivar ergänzte, wie wichtig seiner Einrichtung die Kooperation mit Kultur- und Bildungseinrichtungen sei. Diesen Anspruch erfülle das Archiv unter anderem dadurch, dass es Originaldokumente für schulische Facharbeiten oder den Lesesaal zur Einsichtnahme und für Workshops bereitstellt. Auch Praktika und ein freiwilliges soziales Jahr im Kreisarchiv seien möglich.

Abiturklausuren aus dem Jahr 1867

Wie aber sahen Abituraufgaben im Fach Latein an den Gymnasien des Kreises vor mehr als hundert Jahren aus? Dass das oberste Gemeinwohl von der Tugend eines Einzelnen abhänge, ist ein typisches Thema der Abiturklausuren um 1867 gewesen. Der Schüler eines preußischen Gymnasiums wurde aufgefordert, zu diesem Thema einen mit historischen Beispielen belegten Aufsatz in lateinischer Sprache zu schreiben. Der Texte sollte in korrektem Latein verfasst sein und eine klare Struktur und Argumentation aufweisen.

Wie bewertete ein Gymnasiallehrer, zum Beispiel ein Lehrer namens Bause, diese Arbeiten? Zu diesem Zweck befassten sich die Schülerinnen und Schüler des Mariengymnasiums mit den Grundlagen der Kurrentschrift, die ihnen im Archiv an vielen Stellen begegnete. „Es war interessant, einmal ein Archiv zu sehen und eine neue Schriftart kennen zu lernen!“, hieß es beim Abschluss von Seiten der Schülerinnen und Schüler: „Die langen Regale waren beeindruckend, der Kulturschatz, der im Keller schlummert.“ Einer aus der Gruppe fand es nach dem Besuch spannend, Archivar zu werden.

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