JOB SHADOWING AM MARIENGYMNASIUM

Interview mit Claes Hänström und Karl Palmqvist, Lehrer an der Mörbyskolan, einer Sekundarschule im Stockholmer Vorort Mörby

Von Gerold Paul

Mehr Erkenntnisse über einen bestimmten Beruf gewinnen, indem man jemanden beschattet, der diesen Beruf ausübt – das ist, kurz gefasst, Job Shadowing. Wenn der Beschattete dazu seinem Beruf im Ausland nachgeht, ist es möglich, auch ein anderes Berufsumfeld und fremde gesetzliche Bestimmungen kennen zu lernen. Für viele deutsche Lehrkräfte, die eine Schule im Ausland besuchen – so zeigen es die Erfahrungsberichte – sind vor allem die skandinavischen Länder wegen innovativer Bildungskonzepte von Interesse. Job Shadowing wird durch das EU-Bildungsprogramm Erasmus + gefördert.

Im Stockholmer Norden, an der Mörbyskolan arbeiten Claes Hänström and Karl Palmqvist. Sie sind seit Montag am Mariengymnasium Warendorf. In einem kurzen Interview haben sie erklärt, was sie bewogen hat, nach Deutschland zu kommen, und wodurch sich ihre Schule von der Warendorfer unterscheidet.

Sie beide sind für eine Woche an unsere Schule gekommen. Können Sie sich kurz vorstellen?

„Wir sind Claes Hänström und Karl Palmqvist, Lehrer an der Mörbyskolan, einer Sekundarschule im Stockholmer Vorort Mörby. Wir arbeiten mit Schülern im Alter von 13 bis 15 Jahren und unterrichten Mathematik und Technik, wobei Karl zusätzlich Naturwissenschaften unterrichtet.“

Sie sind mit Hilfe des Erasmus-Programms an unsere Schule gekommen. Wurde dabei Wert auf bestimmte Aspekte gelegt?

„Unser Besuch am Mariengymnasium soll zeigen, wie die Schule das Thema Nachhaltigkeit sowohl in den Lehrplan als auch in den Schulbetrieb integriert. Dabei geht es sowohl um die pädagogischen als auch die praktischen Aspekte der Nachhaltigkeit. Darüber hinaus sind wir daran interessiert, Erfahrungen auszutauschen und die deutsche Schulkultur aus der Perspektive von Lehrern, Schülern und der Schulorganisation zu erkunden.“

Eine Unterrichtsstunde dauert an Ihrer Schule 60 Minuten. Sehen Sie darin einen Vorteil gegenüber den Regeln an unserer Schule?

„Der Unterricht an der Mörbyskolan dauert in der Regel 50 bis 60 Minuten, kann aber bei praktischen Fächern wie naturwissenschaftlichen Arbeiten, Holzarbeiten und Haushalts- und Verbraucherkenntnissen, die von einer längeren Dauer profitieren, auf bis zu 90 Minuten verlängert werden. Ausgedehnter theoretischer Unterricht ist jedoch im Allgemeinen weniger effektiv, insbesondere für jüngere Schüler.“

Der Einsatz von iPads im Unterricht sorgt hier in Deutschland für heftige Diskussionen. Wie ist die aktuelle Situation an Ihrer Schule in Bezug auf die Nutzung digitaler Geräte?

„Seit August dieses Jahres geben die Schülerinnen und Schüler an der Mörbyskolan ihre persönlichen Handys jeden Morgen ab und holen sie am Ende des Schultages wieder ab, um die Ablenkung und die sozialen Probleme im Zusammenhang mit der Handynutzung zu verringern.
Jeder Schüler erhält bei seinem Eintritt in die Mörbyskolan ein iPad mit einer Tastatur oder einen Laptop. Diese Geräte werden in erster Linie zum Schreiben, zur Kommunikation und für den Zugriff auf unsere Schulplattform Google Classroom verwendet. Die Lehrer laden dort Unterrichtspläne und Aufgaben hoch, und die Schüler können ihre Arbeiten direkt über die Plattform einreichen.“

Das Mariengymnasium Warendorf legt in seinem Schulprogramm besonderen Wert auf ein menschliches, kooperatives und offenes Miteinander. Was prägt Ihr Schulleben?

„An der Mörbyskolan spiegelt unser Motto ‚Mit Herz und Wissen‘ unser Engagement wider, sowohl akademische Spitzenleistungen als auch emotionales Wohlbefinden zu fördern. Wir sind davon überzeugt, dass der Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu unseren Schülern eine wesentliche Voraussetzung für effektives Lernen ist. Wenn sich die Schüler sicher fühlen und von Gleichaltrigen und Erwachsenen unterstützt werden, wächst ihr Wohlbefinden und damit ihre Fähigkeit, in der Schule erfolgreich zu sein.“

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