FAST DREISSIG JAHRE AM MARIENGYMNASIUM

Im Juni verstarb kurz nach seinem 90sten Geburtstag Dr. Johannes Nowak, langjähriges Mitglied des Lehrerkollegiums des Mariengymnasiums

Von Ricarda Reker-Nass

Nach dem Abitur, das er 1951 in Magdeburg an der Berthold-Otto-Oberschule ablegte, schloss er zunächst eine kaufmännische Lehre ab, denn dies war die Bedingung des DDR-Systems für ein Studium, da er aus einer bürgerlichen Familie stammte. Die Wahl seines ersten Studienfachs, Wirtschaftswissenschaften, erfolgte ebenfalls nicht freiwillig, es wurde ihm zugewiesen.

Durch seine Aktivität in der katholischen Studentengemeinde Ostberlins geriet er mit seinen ebenfalls dort engagierten Kommilitonen in den Verdacht, einem „westlichen Agentennetz“ anzugehören. Seiner Verhaftung kam er durch die Flucht mit der S-Bahn in den westlichen Teil der Stadt zuvor. Durch die Vermittlung eines Studentenpfarrers wurde ihm ein Stipendium zuerkannt, mit dessen Hilfe er in Münster Germanistik und Osteuropäische Geschichte studieren konnte.

Sein erstes Staatsexamen legte er 1962 ab und trat in den Vorbereitungsdienst als Referendar am Freiherr vom Stein Gymnasium in Hamm sowie anschließend an der Annette-Schule in Münster. Von 1964 bis 1966 war er Studienassessor am Schiller-Gymnasium in Witten an der Ruhr. Während er sich auf seine Promotion vorbereitete, schied er zwischen 1966 und 1968 aus dem Beamtenverhältnis aus, trat aber anschließend, da er eine Familie gegründet hatte, als Studienassessor an der damaligen Marienschule wieder in den Schuldienst ein. 1970 wurde er zum Studienrat ernannt, 1971 an der Universität Münster zum Dr. phil. promoviert und 1972  zum Oberstudienrat befördert. Seine Unterrichtsfächer Deutsch und Geschichte ergänzte er 1973 durch sein Staatsexamen in Wirtschafts- und Sozialwissenschaft. Seit 1979 war er Studiendirektor, sein 25jähriges Dienstjubiläum feierte er 1988. In den Ruhestand trat er 1997, engagierte sich aber auch nach seiner Pensionierung noch für das Schulmusical „Simplicia“.

Während seiner Dienstzeit hatte er über mehrere Jahre die Fachleitung Gesellschaftswissenschaften am Mariengymnasium inne. Er war als Stufenleiter in der Oberstufe tätig, war Mitglied des Lehrerrates und betreute das Schularchiv. Zum 50jährigen Jubiläum der Schule 1978 übernahm er die Verantwortung für die Festschrift. Sein historisches Interesse zeigte sich auch darin, dass er als ehrenamtlicher Stadtarchivar der Stadt Warendorf arbeitete und zur Sozial- und Bildungsgeschichte Warendorfs (u.a. „Warendorf im Siebenjährigen Krieg“, „Geschichte der Gesellschaft Harmonie“) und seiner Umgebung noch lange nach seiner Pensionierung forschte.

Johannes Nowak hinterlässt seine Frau und drei erwachsene Kinder mit sechs Enkeln. Er war ein geschätzter und beliebter Kollege und Lehrer. Sowohl seine Sachkompetenz als auch sein ausgleichendes Wesen werden Kollegen und Kolleginnen sowie den vielen Schülern und Schülerinnen, die er während seiner fast dreißigjährigen Dienstzeit in Warendorf unterrichtete, in guter Erinnerung bleiben.

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