WEGGESPERRT

Grit Poppe trägt aus ihren Jugendromanen „Weggesperrt“ und „Abgehauen“ vor

Von Gerold Paul

Die DDR hat sich aufgelöst. Trotzdem sind die in der DDR verübte Gewalt und die Gleichgültigkeit gegenüber den Leiden der Opfer eine lebendige Vorstellung geblieben. Das Wort „Gewalt“ muss vielleicht noch kurz erklärt werden: Denn sie sollte als totale, das heißt sowohl technisierte als auch glorifizierte Gewalt betrachtet werden – Gewalt, von der konsequent in den Erziehungsratgebern der DDR die Rede ist, Gewalt als Mittel, das systematisch gegen unangepasste Kinder und Jugendliche angewandt wurde.

Die achten Klassen des Mariengymnasiums lesen daher aus gutem Grund den 2009 erschienenen Roman „Weggesperrt“ von Grit Poppe. „Weggesperrt“ behandelt die erschütternden Zustände in den Durchgangsheimen, den offenen und geschlossenen Jugendwerkhöfen der DDR, spiegelt die brutale Realität, der Jugendliche dort ausgesetzt waren.

Das Buch bewegt die Schülerinnen und Schüler sehr und wirft viele Fragen auf, die sie mit der Autorin persönlich besprechen wollten. Daher hatte die Klasse 8C Grit Poppe zu einer Lesung an die Schule eingeladen, an der alle achten Klassen teilnehmen sollten.

Die bekannte Schriftstellerin nahm sich die Zeit und kam von Potsdam nach Warendorf herüber, um aus ihren Jugendromanen „Weggesperrt“ und „Abgehauen“ zu lesen und von ihren Gesprächen mit Zeitzeugen zu berichten. Außerdem sprach Grit Poppe anlässlich der Veranstaltung am Montag, dem 5. Mai 2025, mit Romy Amsbeck, Emma Pfau und Freya Vorwerk, drei Schülerinnen der zehnten Klasse, die das Leben der DDR-Zeitzeugin Katharina Leendertse in einem anschaulichen Gesellschaftsspiel wiedergegeben haben, als Beitrag im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten.

„Schlimmer als der Jugendknast“

Die Authentizität der Schriftstellerin und ihrer Zeugen beeindruckte die Jugendlichen sehr und warf Fragen auf, die das Unbegreifliche an der Gewalt verstehbarer machen sollten: „Kam es zu sexuellem Missbrauch in den Jugendwerkhöfen?“ „Sind die Erzieher für ihre Verbrechen bestraft worden?“ „Wie groß ist eine Zelle in der Einzelhaft gewesen?“

Grit Poppe blieb keinem die Antwort schuldig. Ausgehend von historisch genauer Recherche und zahlreichen Gesprächen hat das Thema der totalen Gewalt in der Erziehung der DDR in Grit Poppes Romanen eine wichtige Stimme gefunden. Die Veranstaltung wurde durch den Förderverein der Schule unterstützt.

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