INTERVIEWS MIT FLÜCHTLINGEN GEFÜHRT
Abschluss des Erasmus-Projekts: „Day of Flight and Migration“
Bericht von Adrian Grimpe (WN vom Dienstag, 10.07.2018)
Warendorf. In der Aula des Mariengymnasiums veranstalteten das MGW und das Paul-Spiegel-Berufskolleg gemeinsam den „Day of Flight and Migration“. Organisiert von den Lehrkräften Benedikta D’Aló, Inka Coppenrath und Thomas Ormeloh, galt der Tag als Abschlussveranstaltung des zweijährigen Erasmus-Europaprogramms. Von 2016 bis 2018 nahmen daran Schüler aus sieben Nationen (Deutschland, Frankreich, Schweden, Italien, Portugal, Litauen und Ungarn) auf freiwilliger Basis teil.
Kaum ein Thema beherrschte die öffentliche Debatte in den vergangenen Jahren so sehr wie die Flüchtlingsfrage. Mittlerweile hat die Thematik auch Einzug in die Schulen gehalten: Es gibt Klassen, in denen Flüchtlinge unterrichtet werden, und es gibt Projekte, um den Austausch mit Flüchtlingen zu fördern. Eines dieser Projekte, das auch europaweit in Schulen angeboten wird, ist das „Erasmus +“ Programm, das am Montag seinen Abschluss fand. Im Rahmen des Projektes gestalteten sie eigene Beiträge zum Thema „We Make Integration“. Am Montag wurden die Arbeiten präsentiert.
Im ersten Teil des Projekttages hatten die Schüler der Stufe Q1 aus beiden Schulen die Gelegenheit, in eine Diskussion mit dem heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Reinhold Sendker einzusteigen. Unter dem Stichwort „Europa in der Krise?!?“ stand der Politiker den Schülern Rede und Antwort. Besonders interessierte die Schüler natürlich die aktuelle Flüchtlingssituation im Kreis. „Die Situation in den Notunterkünften hat sich verbessert und der Zuzug hat nachgelassen. Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn wir noch nicht alle Probleme gelöst haben“, resümiert Sendker. Einige Schüler stellten infrage, ob die CDU mit ihrer aktuellen Politik noch als ‚konservativ‘ bezeichnet werden könne. Darauf entgegnete Sendker: „Die CDU ist keine konservative Partei. Die CDU ist eine christliche Partei. Und jetzt möchte ich eine Gegenfrage stellen: War es nicht christlich, als wir im Herbst 2015 eine große Zahl an Menschen aufgenommen haben, die aus katastrophalen Umständen flohen und um Hilfe suchten?“ Sendker appellierte an die humanitäre Verantwortung, die Deutschland zukomme, und unterstützte den Kurs der Bundeskanzlerin.
Den zweiten Teil des Projekttages leitete der syrische Musiker Abdullah Nadeem ein, der zusammen mit seinem Sohn Mohammad das Lied „Nassam Alayna El-Hawa“ der Sängerin Fairouz darbot. Anschließend stellte das Theaterensemble der Internationalen Flüchtlingsklasse des Paul-Spiegel-Berufskollegs das Theaterstück „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ vor. Begleitet von theatralischem Trommelwirbel rezitierten die Schüler auf der Bühne die elementaren Artikel des Grundgesetzes und zeigten anschließend auf, inwieweit viele Grundrechte in Deutschland nach wie vor verletzt werden. Nach einer weiteren musikalischen Darbietung wurden die Ergebnisse des Erasmus-Europaprojektes vorgestellt. „Unser Ziel war es, den Schülern die Flucht- und Migrationsproblematik nicht nur theoretisch im Unterricht zu vermitteln, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, mit Flüchtlingen in Kontakt zu treten“, erklärt D’Alo die Motivation des Projektes. Den Kontakt mit der Internationalen Förderklasse am Berufskolleg verdankt sie der dortigen Sozialarbeiterin Christina Bosch Dos Santos. In der Förderklasse werden rund 15 Flüchtlinge unterrichtet. Um deren Fluchtgeschichten kennenzulernen, führten Schüler der ehemaligen Q2 Interviews mit den Flüchtlingen. Die Interviews wurden aufgezeichnet und bei der Abschlussveranstaltung vorgestellt.